Das Herford-Debakel

Dezember 8th, 2008 by Marco | Comments (0)

Oder anders ausgedrückt: Die Abenteuer einer Bremer Heavy-Band auf dem JES-Festival im Herforder Laden „Elfenbein“ am Nikolaus-Tag 2008. 11 Bands hatten sich via Online-Voting qualifiziert für das heute stattfinde Finale. Die Genre-Mischung bestand in etwa aus Deutschrock, Rock, Metalcore, Indiepunk, Metal und Ska-Punk. Uns wurde im Vorfeld gesagt, dass unsere Anwesenweit ab 13 Uhr dringend erforderlich ist. Die erste Band sollte ja auch schon um 15 Uhr anfangen. Unser Termin war auf 21 Uhr angesetzt und uns wurden 45 Minuten Spielzeit zugesagt.

Soweit so gut, zwei Autos gepackt und ab dafür. Einigermaßen pünktlich und guter Dinge erreichten wir das Elfenbein. Schnell war klar, dass das Gemäuer die beste Zeit hinter sich hatte, na ja… schaun wir mal…


Mit Blick auf die etwas nervös umher rennenden und leicht verzweifelt dreinblickenden Mischpultzuständigen wurde ebenfalls klar, dass die Soundanlage auch nicht so ganz das gelbe vom Ei sein konnte. Wir erfuhren, dass das gute Stück nur bedingt einsatzfähig war und offenbar nicht dem entsprach, was Veranstalter und Clubbesitzer vereinbart hatten. Ich habe es trotzdem gewagt zu fragen, ob noch ein Monitorweg für mein In-Ear-System frei ist… HA! GUTER WITZ!!! Okay abgehakt… Mal sehen was noch kommt:

Wenn 11 Bands zwischen 15 und 24 Uhr spielen sollen, damit nachher nicht etwa die Polizei vor der Tür steht, braucht man einen straffen Zeitplan… und wenn die Anlage ein solcher Schrott ist, dass die ganze Kiste mit 2 Stunden (!) Verspätung losgeht, hat man ein Problem. Und das haben dann letztlich die Bands, die ihre Setlists um ein Drittel kürzen können… Aber moment eins nach dem anderen!

Es gab lecker Fressi und davon gab es reichlich. Zu MIttag und zu abend. Leider gab es dafür Probleme mit dem ortsansässigen Biersponsor, so dass die Versorgung mit Bölkstoff viel zu früh und abrupt stoppte und den Bands nichts anderes übrig blieb als die gegenüber liegende Tanke zu besuchen. Wir taten dieses ebenso, zumal wir uns immer mehr mit dem Gedanken anfreundeten, dass es nicht wirklich schlimm wäre, sich die verbliebenen Stunden bis zum Auftritt mit eher weniger verantwortungsbewußtem Trink-Verhalten zu vertreiben.

Zwischendurch haben Oli und Thomas übrigens schoma Olis Trecker zur Jugendherberge gefahren, während die restlichen drei lustigen Zwei sich in der Herforder Innenstadt in einem Wettbüro die Bundesliga-Live-Konferenz reingezogen haben und so mit erleben durften wie Werder gegen den Tabellenletzten 0:1 vergeigt, Pizarro sich rot holt wegen Tätlichkeit und Diego unmittelbar danach (und unbemerkt vom Schiri) einem Karlsruher Spieler im wörtlichen Sinne an die Gurgel geht (kein Scheiß, Alda, wird jetzt wohl 5 Spiele DIN A5-quer gesperrt, super Sache das!).

Ein weiterer Grund zu verzweifeln war die rekordverdächtige Zahl von 7 zahlenden Gästen, die sich bisher eingefunden hatten!!!  Irgendwann dann schlug bei uns die Stimmung um von einem anfänglichen O.M.G. in beruhigendes Wir-machen-jetzt-das-Beste-draus.

Kleine Notiz am Rande: Dr. Motte (ja genau der!), der eigentlich in der Jury sitzen sollte, verabschiedete sich gegen 20 Uhr und meinte, er käme gleich wieder… kam er aber nicht, haha!!!

Ich glaub um 23 Uhr konnten wir dann die marode Bühne betreten. Es war so derartig heiß dort oben, dass wir alle schlagartig 10 Kilo abgenommen haben! WIr zockten ein aus 9 – 3 = 6 Stücken bestehendes Set runter und fanden uns selbst eigentlich ganz geil. Ich war danach allerdings weitaus mehr im Arsch als nach unserem 100-minütigen Release-Gig zu Halloween, was nicht nur an der Bullenhitze da oben lag, sondern auch daran, dass es im Prinzip gar keinen Monitorsound gab und ich daher fast nur gegen den Lärm angebrüllt habe, anstatt irgendwie artikulierte Töne zu produzieren. Teilweise habe ich vor der Bühne mit dem Rücken zum Publikum gesungen, um wenigstens ein bisschen was zu hören. Hat trotzdem Spass gemacht und das bisschen Publikum, was sich zu 90 % auf irgendwelchen Sitzmöbeln lümmelte, hat auch artig geklatscht und wenigstens teilweise über meine schlechten Sprüche gelacht. Eine CD haben wir dann auch noch verkauft.

Nach uns waren unsere Oldenburger / Emdener Kollegen von THE MISTRAL an der Reihe, die einen höchst anständigen Auftritt hinlegten und mit denen wir auch noch eine mehr als lustige Nacht in der (30 Minuten mit Auto entfernten! ) Jugendherberge verbringen sollten. Doch dazu gleich.

Was glaubt ihr eigentlich wer einen Bandcontest gewinnt, auf dem zwischen allerlei Rock- und Metalbands eine einzige Ska-Punk-Band spielt??? Aber mal am Rande: DIE FISCHER waren so derartig geil, dass sogar ich dazu getanzt (und gemosht) habe und (a) ist Ska-Punk eigentlich gar nicht so unbedingt meine Baustelle (abgesehen von den Mad Monks natürlich) und (b) TANZE ICH NICHT!!! Also wehe das hat einer gefilmt oder so!!! Die musikalische Qualität des Abends bewegte sich also ziemlich genau irgendwo zwischen unfassbar porno-geil und unglaublich grottenschlecht. Wir waren natürlich die Besten und haben ganz bestimmt auch den 4ten Platz gemacht, aber das weiß ich nicht so genau.

Nachdem wir letztendlich noch eine Menge Spass vor Ort hatten, haben wir uns mit 4/5 von THE MISTRAL zusammen ein Großraumtaxi geteilt und sind in Richtung Jugendherberge aufgebrochen. Über die Dinge, die dort geschahen, sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten, es sei lediglich darüber gesagt, dass von pubertärem Verhalten zu sprechen, die Untertreibung des Jahres ist und manch individuelle (und gesunde) Hemmschwelle diesen Abend nicht überlebt haben. Aber dafür hat sich eine gewisse Nachbarsgruppe, die tatsächlich um diese Uhrzeit noch im Tagesraum abhing, bestimmt sehr gefreut über die beiden taumelnden Heavies, die in Unterhosen an ihre Tür geklopft und gefragt hat, ob man hier noch Bier kaufen könne!!! Und das Beste kommt zum Schluss: Die zwei besagten Helden, kamen tatsächlich mit acht Bier und einer Tüte Chips zurück!!!!!!!!!!! Auf Wiederhör´n.

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